Volksvertreter Joscha Brandhorst

Stellungnahme zur Petition Dreisambad öffnen!

Grüne, zuletzt bearbeitet am 30.06.2020

Ich lehne ab.
Ich befürworte eine öffentliche Anhörung im Fachausschuss.
Ich befürworte eine öffentliche Anhörung im Parlament/Plenum.

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

vielen Dank für ihr Engagement. Uns Grüne würde es ohne Bürgerinitiativen gar nicht geben und freuen uns daher immer, wenn sich Menschen einmischen und partizipieren wollen. Die Intension der Petition zur Öffnung des Dreisambades ist nachvollziehbar. In der gegenwärtigen Krise sind und waren besonders Familien betroffen. In vielen Gesprächen mit Eltern wurde mir schnell schmerzlich bewusst, wie hart es war und sein muss, Job, Kindererziehung und Homeschooling unter einen Hut zu kriegen – im Grunde ein illusorisches Unterfangen. Die Öffnung des Bades, gerade an heißen Tagen, würde vielen zum Aufatmen verhelfen. Diese Sehnsucht teile ich ebenfalls, gerade weil ich meiner vierjährigen Tochter gerne einen Schwimmkurs gegönnt hätte und letztes Jahr sehr oft mit meiner Familie dort zu Besuch war.

Warum trage ich das Vorgehen der Gemeinde dennoch mit?
Die o. g. Krise ist nicht nur für jeden Einzelnen von uns eine besondere Zeit mit großen Herausforderungen, es ist auch eine wirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche.
Als gewähltes Gemeinderatsmitglied steht für mich das Wohl unserer Bürgerinnen und Bürger an erster Stelle - auch wenn diese Prämisse unpopuläre Entscheidungen mit sich bringen kann.
Würde das Bad „normal“ öffnen, wäre dies in meinen Augen verantwortungslos. So käme nur eine Öffnung in Betracht, die unter strengen Auflagen erfolgte. Aus der Perspektive eines Besuchers ergibt sich für mich kein attraktives Angebot: Durch den Onlinekauf der Tickets wäre das Verabreden mit Freund*innen erschwert, während des zweistündigen Aufenthalts könnten nur wenige Minuten geschwommen werden, da auch im Wasser der Abstand gewahrt bleiben muss und selbst ein Gang zu den Sanitäranlagen würde sich in die Länge ziehen, weil hier zu wenig Kapazitäten vorhanden sind.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die finanzielle Not der Gemeinde, die noch gar nicht richtig absehbar ist. Eins ist aber schon sicher, die nächsten Jahre werden heftig.
Durch die Öffnung des Bades müsste sehr viel mehr Personal eingestellt werden als unter Normalbedingungen. Aus Haftungsgründen ist dies nur teilweise mit ehrenamtlichen Helfer*innen kompensierbar.
Die angespannte Haushaltslage und die anstehenden Projekte, wie die Bereitstellung von Kitaplätzen, bereitet mir großes Kopfzerbrechen. Im Gegensatz zum Schwimmbad werden wir hier in die Pflicht genommen.
Ein Schwimmbad ist kein Luxus, sondern eine soziale Begegnungsstätte, ein wichtiger Bestandteil im Gemeinwesen und ein Lernort (Schwimmen ist im Bildungsplan aller allg. bild. Schulen verortet).
Ich habe unter all diesen Gesichtspunkten abwägen müssen und mich gegen eine Öffnung entschieden, auch wenn ich weiß, dass das viele Leute traurig oder sogar wütend machen wird.
Hoffentlich kommen bald wieder weichere Zeiten!

Herzliche Grüße

Joscha Brandhorst

Helfen Sie mit, Bürgerbeteiligung zu stärken. Wir wollen Ihren Anliegen Gehör verschaffen und dabei weiterhin unabhängig bleiben.

Jetzt fördern