L20-583 Ernährungsbedingte Krankheiten im Biologieunterricht

Im Lehrplan der Biologie am Gymnasium findet sich in der 10. Klasse der Satz „Die Zunahme ernährungsbedingter Krankheiten (z.B. Magersucht, Übergewicht, Ess-Brech-Sucht) legt eine entsprechende unterrichtliche Behandlung nahe.“ Der Grundgedanke hier war auf alle Fälle schon richtig und wichtig. Es handelt sich bei den aufgeführten Krankheiten um ein zunehmendes Problem dessen Thematisierung in der Schule große Wichtigkeit zukommt. Die Formulierung ist aber nicht nur irreführend sondern fachlich falsch: Ernährungsbedingte Krankheiten sind: Lebensmittelallergien, Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Es gibt auch noch eine Reihe weiterer ernährungsbedingter Krankheiten, also Krankheiten die aufgrund von falscher oder ungesunder Ernährung entstehen. Mager- und Ess-Brech-Sucht sind aber keine ernährungsbedingten Krankheiten! Diese beiden gehören mit der Binge-Eating-Störung zu den Essstörungen und stelle eine eigene Kategorie der Erkrankungen da, welche in der ICD 10 dem Kapitel F „Psychische und Verhaltensstörungen“ zugeordnet werden. Diese Unterscheidung ist beim Verständnis der Erkrankung sehr wichtig und sollte keinesfalls mit ernährungsbedingten Krankheiten in Verbindung gebracht werden, da dies einer Bagatellisierung gleicht, auf falsche Lösungswege deuten lässt und Betroffene sich falsch verstanden fühlen. Die Erkrankung entsteht nicht aufgrund von falscher Ernährung, sondern es kommt zur störungsspezifischen Ernährung aufgrund der Erkrankung, welche selbst psychisch bedingt ist. Deswegen ist eine Änderung der Formulierung unbedingt notwendig.