Die Situation ist nachvollziehbarerweise sehr unbefriedigend, der schwere Unfall zuletzt zeigt einmal mehr, dass Handlungsbedarf besteht.
Nach Beratung in der Fraktion zeichnet sich leider ab, dass alternative Verkehrsführungen an dieser Stelle auch Nachteile mit sich bringen und es leider keine offensichtliche Lösung zu geben scheint, die die Situation entspannen wird, ohne an anderer Stelle zu Verschlechterungen zu führen.
Umso wichtiger aber, weiter über mögliche Lösungen zu diskutieren und hoffentlich eine zu finden, die Entlastung bringt.

Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass die Verwaltung mit diesem Verkehrsversuch die Chance einräumen wollte den Verkehrsfluss etwas flüssiger zu gestalten und hier für ALLE etwas mehr Sicherheit auf den Weg zu bringen. Diese Erwartung hat sich nicht erfüllt und die sogenannten Nachbesserungen empfinde ich persönlich als "VERSCHLIMMBESSERUNG". Da ich täglich diese Strecke fahre, erlebe ich nicht nur die Gefährlichkeit (auch bei Einhaltung der vorgeschriebenen 20 km/h) der neuen Verkehrsführung und kann ich mich auch voll in die Perspektive der Anwohner einfühlen. Deshalb habe ich bereits Mitte Mai die Petition unterzeichnet. Wer hier anderer Meinung sein sollte, den lade ich herzlich ein den Verkehrsversuch einmal im Selbstversuch zu testen, egal ob mit dem PKW, dem Fahrrad oder per pedes.

Verkehrliche Anordnungen liegen in der alleinigen Verantwortung der Stadtverwaltung. Die Politik hat hier kein Entscheidungsrecht. Bereits mit der Einführung des Verkehrsversuches im August 2020 hat sich mir der Sinn dieser Maßnahme nicht erschlossen. Ich habe das gegenüber der Stadtverwaltung auch zum Ausdruck gebracht. Daraufhin wurde mir entgegnet, dass es "Bedenkenträger" immer gäbe. Die vielen Versuche, mit neuen Maßnahmen in der Folgezeit, den Verkehrsversuch zu qualifizieren. sind einfach nicht gelungern. Das haben Sie mit Ihrer Petition auch zum Ausdruck gebracht. Das hätte zum Umdenken und Handeln in der Stadtverwaltung führen müssen. Spätestens ab dem sehr bedauerlichen Unfall in der Camsdorfer Straße hätte der Verkehrsversuch sofort gestoppt und auf den Ausgangszustand zurückgesetzt werden müssen. Diese Auffassung habe ich in den politischen Gremien, in denen ich mitwirke (Stadtentwicklungsausschuss und Ortsteilrat) auch vertreten.

Ich persönlich halte den Verkehrsversuch für gescheitert bzw. für falsch terminiert. Es ist keine optimale Lösung erreicht worden, die Problemlagen haben sich verlagert, und eine Entlastung für Jena-Ost konnte nur geringfügig bewirkt werden. Die Verkehrsicherheit für den Fuß- und Radverkehr hat sich nicht erhöht. Es gilt zunächst eine Umfahrung der Karl-Liebknecht-Straße ins Auge zu fassen, und die Verkehrslast zu senken. Dies kann und muss im Verbund mit einem Ausbau der Bundesstraßen (Ost-Tangente) gesehen werden. Dann ergibt sich eine grundsätzlich neue Situation, und dann ist auch zu prüfen in wie weit der Verkehr in und durch das Wohngebiet überhaupt noch für den normalen PKW-Verkehr geöffnet werden sollte, oder wie das Zusammenspiel von Fußgängern, Radfahrer*innen und ÖPNV im Bereich der Camsdorfer Brücke verbessert werden kann. Im Grunde muss es aus meiner Sicht darum gehen, den Durchgangsverkehr komplett zu vermeiden, den Berufs- und Schulverkehr im Ortsteil attraktiv mit ÖPNV zu erschließen, und langfristig nur noch Anwohner*innen und Lieferdienste ins Wohngebiet fahren zu lassen.

Ich glaube, man muss den Autoverkehr konsequent verlangsamen, um eine Lösung für Radfahrer und Autofahrer gleichermaßen herbeiführen zu können.

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben diese Stellungnahme innerhalb der Fraktion abgestimmt. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN steht dem Verkehrsversuch in der Camsdorfer Straße vor allem hinsichtlich der Einschränkungen für den Fuß- und Radverkehr kritisch gegenüber. Auch unabhängig vom jetzigen Verkehrsversuch ist das Areal Camsdorfer Straße/Camsdorfer Ufer/Karl-Liebknecht-Straße/Geleitshaus weder für FußgängerInnen noch für RadfahrerInnen hinsichtlich der Begeh- und Befahrbarkeit ausreichend sicher und komfortabel gestaltet.

Die zweispurige Befahrbarkeit in der Camsdorfer Straße erschwert diese Situation aufgrund der schmalen Straßen und Gehwege noch. Die unübersichtlichen Verkehrssituationen, die außerdem entstehen, wenn z.B. Transporter für den Lieferverkehr eine Fahrspur in der Camsdorfer Straße blockieren, wurden von den Petenten der Petition „Stoppt den Verkehrsversuch in der Camsdorfer Straße“ ausführlich beschrieben.

Grundsätzlich unterstützt die Fraktion das Anliegen der Stadtverwaltung, die inzwischen ampelgeregelte Kreuzung Karl-Liebknecht-Straße/Camsdorfer Ufer zu entlasten, um die gefährlichen Situationen insbesondere für geradeaus fahrende Radfahrer durch linksabbiegende Fahrzeuge aus der Karl-Liebknecht-Straße zu unterbinden und Rückstau zu vermeiden, der sich negativ auf den Nahverkehr auswirkt. Allerdings werden durch den Verkehrsversuch die Probleme nur an andere Stellen verlagert, so dass aus Sicht der Fraktion der Versuch nicht zu verstetigen ist.

Deshalb sollten Alternativen geprüft werden. Diese sind z.B. die bauliche und optische Umgestaltung der Kreuzung Karl-Liebknecht-Straße/Camsdorfer Ufer dergestalt, dass keine gefährlichen Situationen bei Abbiegevorgängen mehr entstehen (z.B. Warnblinklicht, andersfarbige Beläge etc.). Die Ampelregelung an der Kreuzung Karl-Liebknecht-Straße/Camsdorfer Ufer halten wir auch weiterhin für unbedingt erforderlich, um Fußgänger*innen eine sichere Querung zu ermöglichen.

Langfristig sollte im Zuge des Ausbaus der Osttangente der Schleichverkehr in diesem Areal, der durch das Abbiegen in Richtung Camsdorfer Ufer bzw. Arbeitsamt als Abkürzung zum Umweg über den Eisenbahndamm entsteht, unterbunden werden. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unterstützt diesbezüglich den Vorschlag des BUND Jena, die Möglichkeiten der Entlastung auf der Camsdorfer Brücke durch die Analyse der großräumigen Verkehrsflüsse (Wenigenjena/Stadtzentrum) und die Untersuchung der Entlastungspotenziale der Camsdorfer Brücke vom MIV in einer Studie zu untersuchen, um damit auch das hier diskutierte Areal vom MIV zu entlasten.

Eine mögliche Umleitung von Verkehr über die Camsdorfer Straße während der Baumaßnahmen zur Osttangente sollte aufgrund der oben beschriebenen Probleme unbedingt vermieden werden.

Freundliche Grüße und lassen Sie uns im Gespräch bleiben.
Kathleen Lützkendorf

Nach Besichtigung vor Ort kann ich die Einschätzung nachvollziehen.

Meine Erfahrungen nach Änderung der ursprünglichen Verkehrsabläufe zeigen :
1. Zu enge Fahrspuren
2.. Sehr unübersichtlich an der Einmündung Camsdorfer Ufer
3. Schwieriges abbiegen in die Camsdorfer Straße