Bildung

Keine Konversionstherapeuten an deutschen Universitäten!

Petition richtet sich an
Internationale Psychoanalytische Universität Berlin
424 Unterstützende

Sammlung beendet

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Sammlung beendet

  1. Gestartet Februar 2023
  2. Sammlung beendet
  3. Einreichung vorbereiten
  4. Dialog mit Empfänger
  5. Entscheidung

Konversionstherapien wie sie einmal für homosexuelle Menschen üblich waren, werden in Deutschland gerade wieder für trans* Menschen salonfähig gemacht. Mit Bestürzung haben wir zur Kenntnis genommen, dass Dr. David Bell am 10.02.2023 vom Verein der Freunde und Förderer der IPU zu einem Abendvortrag mit dem Titel "First do no harm: Psychoanalytic Reflections on Gender Dysphoria eingeladen wurde. Dr. Bell vertritt bereits seit Jahren klassisch pathologisierende, konversionstherapeutische Thesen, die einer redlichen wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten. Wir fordern eine zur Kenntnisnahme unseres offenen Briefes der IPU und eine Erklärung warum sie sich an der Verbreitung von Missinformation zum Thema trans* beteiligt.

Begründung

Offener Brief an den Verein der Freunde und Förderer der International Psychoanalytical University (IPU) e.V. und die IPU BerlinMit Bestürzung haben wir zur Kenntnis genommen, dass Dr. David Bell am 10.02.2023 vom Verein der Freunde und Förderer der IPU zu einem Abendvortrag mit dem Titel "First do no harm: Psychoanalytic Reflections on Gender Dysphoria eingeladen wurde. Dr. Bell vertritt bereits seit Jahren klassisch pathologisierende, konversionstherapeutische Thesen, die einer redlichen wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten, und trägt damit zur Verschlechterung der sowieso schon mangelhaften bis katastrophalen Zustände in der Gesundheitsversorgung von trans* Menschen bei. Diese bereits dem Veranstaltungstext zu entnehmenden Thesen sind im Folgenden

a) Dass eine "erhebliche Zunahme von Kindern und Jugendlichen [stattfinde], die eine Geschlechtsumwandlung wünschen".

b) Dass "internalisierte Homophobie, komplexe komorbide Probleme, familiäre Traumata" weitverbreitete Ursachen für individuelle Geschlechtsdyphorie seien.

c) "Dass einer großen Zahl an Kindern unter dem Einfluss einer 'Trans'-Ideologie in der Kinder- und Jugendhilfe ernsthafter Schaden zugefügt wurde."

Zu den Thesen im Einzelnen:

a) Die von Dr. Bell vorgetragene These einer sozial bedingten, erheblichen Zunahme ist als anlassloser Aufbau einer Angstkulisse zurückzuweisen, die suggerieren soll, dass Kinder und Jugendliche sich als trans* verstünden, die es eigentlich gar nicht sind. Zwar gibt es Anhaltspunkte für eine substantielle Zunahme sich explizit als trans* verstehender Personen in der Gruppe der unter 40jährigen, allerdings ist diese im Kontext der allgemeinen Zunahme von LGBTQIA-Personen in der Bevölkerung zu verorten. Die erhöhte Sichtbarkeit von trans Personen, die verstärkte Konnektivität möglicher Betroffener und der Rückgang des Stigmatisierungsdrucks führen zu einer faktischen Erhöhung der Betroffenenzahlen. Dies lässt jedoch nicht unmittelbar auf einen sozial induzierten, sprunghaften Anstieg von trans* Jugendlichen in der Gesellschaft schließen, sondern nur auf eine höhere Zahl von Jugendlichen, die sich ihr Transsein auch offen zu leben erlauben. Dieser gesellschaftliche Trend ist mit dem Anstieg schwuler und lesbischer Identitäten vergleichbar, der ebenfalls keinen Anstieg der real existierenden Anzahl homosexueller Menschen abbildet, sondern nur die steigende Bereitschaft, die eigene Sexualität anzuerkennen. Dazu passt, dass die Rate an Detransitionierenden, die sich selbst nach ihrer Entscheidung für körperlich modifizierende Maßnahmen doch als cis verstehen, außerordentlich gering ist und körperlich modifizierende Behandlungen eine hohe Wirksamkeit in der Verbesserung der mentalen und sozialen Situation der Betroffenen erreichen. Es gibt keinerlei evidenzbasierte Hinweise auf eine massenweise Falschbehandlung von cis Personen, die sich fälschlicherweise vorübergehend als trans* verstehen und deutlich zu rasch körpermodifizierenden Maßnahmen unterzogen würden, wie von Dr. Bell behauptet wird. Dies ist schon durch die durschnittlich monate- oder sogar jahrelangen Wartezeiten zwischen dem Erstentschluss zu körpermodifizierenden Maßnahmen und ihrer tatsächlichen Durchführung ausgeschlossen. Die Wartezeit allein schon für ein Erstgespräch innerhalb des Wartelisten-Systems des NHS, also dem öffentlichen Gesundheitssystems Großbritanniens, in dem auch Dr. Bell praktizierte, beträgt derzeit etwa fünf Jahre. Die Betroffenen werden nicht etwa zu schnell durch das Gesundheitssystem geschleust, sondern verbringen oft Jahre ihres Lebens damit, sinnlos auf Facharzttermine zu warten.

b) In der Tat besteht eine deutliche Korrelation zwischen dem Auftreten von Geschlechtsdysphorie und anderen psychischen Problemen wie Depressionen, Angststörung, Substanzmissbrauch, Persönlichkeitsstörungen, dissoziativen Störungen, Essstörungen, Suizidgedanken und Suizidversuchen. Falsch liegt Dr. Bell jedoch darin, aus dieser Korrelation einen kausalen Zusammenhang herzuleiten, in dem Geschlechtsdysphorie und Transgeschlechtlichkeit als bloße, sekundäre Symptome erscheinen. […]

Den gesamten Brief kann man hier weiterlesen: https://twitter.com/Cis_for_Trans/status/1623996616477757441?s=20&t=VZVyLPxMutODA4T7p_JuOw

Ein Artikel zu den Methoden und Akteuren hinter solchen Thesen: https://www.fr.de/meinung/gastbeitraege/trans-kinder-jugendliche-debatte-kastrierte-kinder-angriff-gesundheit-debatte-selbstbestimmungsgesetz-92075151.html

Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Eva Mahr aus Bielefeld
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Einzelmeinungen wie die von Dr. Bell widersprechen dem wissenschaftlichen Konsens (zB. Standards of Care Version 8 der WPATH; ICD-11, DSM 5, etc.). Sie sind daher geignet, Laien und mit dem Thema nicht vertrauten Mediziner*innen Fehlinformationen zu vermitteln, die geeignet sind, trans* Personen erheblich zu schaden und Diskriminierung gegen diese zu fördern. Um einen Vergleich zu bemühen: Vorträge wie dieser gehören genau so wenig erlaubt wie Vorträge, die den Holocaust leugnen.

Die Universität ist ein Ort des Austauschs, der Forschung und Lehre. Niemand muss die Thesen eines anderen teilen. Man kann Gegenthesen formulieren und begründen (die Autorin der Petition tut das ja auch). "De-Platforming" & der Angriff ad hominem widersprechen dem Sinn der Universität. Möge das, was besser begründet, stichhaltiger und hilfreicher ist, sich durchsetzen.

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